Internetzensur in ChinaChina ist eines der Länder, die über eine scharfe Internetzensur verfügen. Daher spricht man bei der chinesischen Internetzensur auch von der so genannten „Great Firewall“, was im Kern ein umfassendes Zensursystem aus verschiedenen staatlichen Kontrollorganen meint.

Derzeit gibt es in China ungefähr 300 Millionen Internetnutzer, wobei die Tendenz zunehmender Technisierung natürlich steigend ist. Die chinesische Regierung tritt dabei als oberstes Kontrollorgan bei den Webinhalten im Land auf. Durch einen Mix aus spezieller Zensur-Technik, verschiedenen Ausspähungsmechanismen zur Kontrolle des Internetkonsums, gezielt ausgerichtete Einschüchterungen der Internetuser und durch diverse Forderungen an ausländische Web-Unternehmen versucht man staatlich zu reglementieren, was der chinesische Webnutzer ansehen darf und was nicht. Experten sind sich nahezu einer Meinung, dass China im Bereich Internetnutzung eine Art gigantisches Gefängnis darstellt und fast nirgendwo derart scharfe Kontrollmechanismen bei der Webnutzung existieren wie in der Volksrepublik. Derzeit sitzen beispielsweise 62 so genannte Cyber-Dissidenten in chinesischen Gefängnissen, da sie ungewünschte Veröffentlichungen per Internet entgegen der Zensur getätigt hatten.

Das bekannteste Beispiel für die staatliche Internetzensur in China ist das Projekt „Goldener Schild“ (Golden Shield, 金盾工程). Neben Webseiten mit pornografischen Inhalten werden von der Regierung auch Webauftritte von religiösen und politischen Gruppen, die dem chinesischen Staat ein Dorn im Auge sind gesperrt. Diese strenge Sperrung von Webinhalten betrifft aber nicht nur inländische Gruppierungen und Webseitenbetreiber, sondern wird vermehrt auch für ausländische Nachrichtenportale angewendet. So waren beispielsweise sowohl die BBC als auch Wikipedia temporär einer staatlichen Sperrung unterlegen. Soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook und diverse Videoportale wie beispielsweise Youtube kann man allerdings auch heute noch nicht in China nutzen. Zum zeitweiligen Verbot von Wikipedia kam es im Oktober 2005, da sich das Online-Lexikon geweigert hatte, für eine spezielle chinesische Online-Ausgabe verschiedene politische Inhalte zu blockieren. Besonders der Eintrag zu der Niederschlagung der Demonstrationen 1989, als schätzungsweise 2.000 bis 3.000 Protestler auf dem Platz des Himmlischen Friedens ums Leben kamen (Tian’anmen-Massaker), wurde von der Regierung in Peking kritisiert, da man von staatlicher Seite her von 200 bis 300 Toten sprach. Wikipedia blieb allerdings bei seiner Darstellung, während hingegen bekannte Suchmaschinenanbieter wie Google oder Yahoo und auch Microsoft dem Wunsch der Regierung nach einer umfassenden Zensur der Inhalte für das chinesische Internet zunächst nachkamen.

Nach Angriffen von Hackern im Frühjahr 2010 hat Google die Selbstzensur jedoch aufgegeben und leitet Besucher der Domain google.cn auf Server in Hongkong um, das durch den Status als Sonderverwaltungszone nicht der chinesischen Internetzensur unterworfen ist.

Shi TaoDer Rückzug von Google als eines der einflussreichsten Internetunternehmen kann mit ziemlicher Sicherheit damit erklärt werden, dass zu Beginn des Jahres 2006 herauskam, dass Google wie auch andere Suchmaschinenanbieter die Inhalte für chinesische Webnutzer manipuliert hatte und man im Sinne der chinesischen Zensurpolitik in Absprache mit den staatlichen Kontrollorganen brisante Themen wie beispielsweise Taiwan oder Tibet komplett gesperrt hatte. Weltweit wurde kritisiert, dass durch die Einwilligung ausländischer Webunternehmen zur Zensur in China die „Great Firewall“ weiter ausgebaut werden könnte und die betroffenen Unternehmen mussten sich den Vorwurf der Morallosigkeit vorhalten lassen. Daraufhin reagierte man bei Google mit einiger Verzögerung auf die internationale Kritik und gab bekannt, dass man sein Engagement in China überdenken wolle. Zur schärfsten Kritik an einem ausländischen Webunternehmen kam es allerdings, als der chinesische Journalist Shi Tao zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Yahoo hatte zur Verhaftung erheblich beigetragen, indem notwendige Informationen zur Ergreifung des Journalisten an die chinesische Regierung weitergegeben wurden. Darauf wurde weltweit mit harscher Kritik reagiert und darauf verwiesen, dass durch solche Vorgehensweisen die Zensurpolitik Chinas hinsichtlich Meinungsfreiheit und freier Internetnutzung zusätzlich gestützt werden würde.

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Foto Shi Tao: © CC BY-SA 2.0 Flickr/King Dumb